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Methoden und Instrumente

Der Gesetzgeber schreibt vor, dass die Gefährdungsbeurteilung durchzuführen ist. Wie und mit welcher Methode lässt er allerdings offen. Es gibt keinen „one best way" für die Gefährdungsbeurteilung und auch kein Messgerät (wie bei anderen Gefährdungsfaktoren) zur Erfassung der psychischen Belastung. Es empfiehlt sich, jede Gefährdungsbeurteilung auf den Betrieb abzustimmen und die Mitarbeitenden als Experten für ihren Arbeitsplatz mit einzubeziehen. In der Praxis haben sich mittlerweile drei Verfahren zur Erfassung der psychischen Belastung etabliert, die auch kombiniert eingesetzt werden können:

  • Mitarbeiterbefragung
  • Moderierte Analyseworkshops
  • Beobachtungsinterviews

Für alle drei Methoden gibt es mehrere konkrete Verfahren. Welche Verfahrensart und welches konkrete Verfahren sich jeweils eignen, hängt von den Bedingungen im Unternehmen ab. Eine Auswahl von möglichen Instrumenten ist in der BAuA Toolbox aufgeführt.
Weitere Informationen finden Sie hier https://www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Berichte/F1965.html)

Wichtig bei der Erfassung der psychischen Belastungen ist, dass folgende Kategorien betrachtet werden:

  • Arbeitsaufgabe bzw. -inhalt, z.B. Handlungsspielraum, Variabilität, Verantwortung
  • Arbeitsorganisation, z.B. Arbeitszeit, Arbeitsablauf
  • Arbeitsmittel und -umgebung, z.B. Beleuchtung, Klima, Lärm
  • Soziale Beziehungen, z.B. Führungsverhalten, Kollegen

Welche Belastungen sonst noch zu den einzelnen Kategorien gehören und welche kritischen Ausprägungen möglich sind, beschreibt die Handlungshilfe „Empfehlungen zur Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen" der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie.

Mitarbeiterbefragung

Mittels einer Mitarbeiterbefragung erhalten Sie eine (umfassende) Selbsteinschätzung der Beschäftigten zur eigenen Arbeitssituation. Vorteilhaft bei diesem Vorgehen ist, dass der Zeitaufwand für die Datenerhebung - insbesondere beim Einsatz einer Online-Version - gering ist. Zudem können im Fragebogen eine Vielzahl an potenziellen Gefährdungen aufgeführt werden, welche durch die Beschäftigten direkt bewertet und beschrieben werden. Positiv hervorzuheben ist weiterhin, dass viele Mitarbeitende erreicht und beteiligt werden können. Eine Beteiligung der Beschäftigten erhöht die Akzeptanz für spätere Veränderungen deutlich. Kommt ein standardisiertes und gütegesichertes Verfahren zum Einsatz, erzielen sie eine hohe Messqualität. Zu beachten gilt allerdings, dass anhand der gewonnenen Ergebnisse kaum Handlungsempfehlungen abzuleiten sind. Zur Maßnahmenableitung ist im Anschluss oft eine Konkretisierung, z.B. in Form von Workshops, erforderlich. Außerdem kann die Auswertung der Befragung zusätzliche Ressourcen erfordern und die Anonymität muss gewährleistet sein.

Moderierte Analyseworkshops

In Workshops können unter Beteiligung der Beschäftigten und ggf. der Führungskräfte gefährdungsbezogene Themen erläutert, Belastungsschwerpunkte und Ressourcen beschrieben sowie mögliche Maßnahmen und Gestaltungsempfehlungen erarbeitet werden.

Moderierte Analyseworkshops können sehr gut in kleinen Unternehmen und Unternehmensteilbereichen zum Einsatz kommen. Aber auch in größeren Unternehmen ist die Methode gut geeignet um beispielsweise Daten aus Mitarbeiterbefragungen zu konkretisieren und passende Maßnahmen abzuleiten.

Nicht geeignet ist dieses Vorgehen, wenn im Unternehmen keine offene Gesprächskultur vorhanden ist oder Beschäftigte Angst vor Sanktionen bei offener Kritik haben. Auch die Teilnahme von Führungskräften an den Workshops sollte gut durchdacht sein. Wenn das Vertrauen ausreicht, Ressourcen und Expertise vorhanden ist, können Workshops durch interne Moderatoren/innen durchgeführt werden.

Beobachtungsinterviews

Bei dieser Methode wird eine Einschätzung und Beobachtung der Tätigkeiten/Arbeitsplätze durch fachkundiges oder geschultes Personal vorgenommen (bspw. geschulte Führungskräfte, Personal-/Betriebsrat, Fachkräfte für Arbeitssicherheit, Betriebsärzte, externe Experten). Ergänzt werden die Beobachtungen durch Kurz-Interviews mit den Mitarbeitenden.

Mittels Beobachtungen wird die Arbeitssituation unabhängig von dem subjektiven Erleben der Beschäftigten erfasst; somit kann eine objektive Datenerhebung gewährleistet werden. Zu beachten gilt bei dieser Methode der teils hohe zeitliche Aufwand.

Welches Verfahren sollten Sie nutzen?

Treffen Sie die Auswahl für eine oder die Kombination aus mehreren Methoden unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen Ihres Unternehmens (z.B. Betriebsgröße, Tätigkeitsbereich). In vielen Unternehmen hat es sich bewährt, zunächst mit Pilotbereichen zu beginnen. So kann geprüft werden, ob der gewählte Weg zum Betrieb passt. Weiterhin kann es sinnvoll sein auch ein stufenweises Vorgehen zu wählen. Es ist ratsam ein Instrument zu wählen, dass zur Beurteilung der Arbeitsbedingungen geeignet ist und alle psychischen Belastungsfaktoren erfasst, die bei den Tätigkeiten und in den Bereichen, die betrachtet werden sollen, relevant sind.

Für die Erfassung der Belastungen gibt es Qualitätsgrundsätze

Hilfestellung bei der Auswahl eines passenden Instruments bieten die in der Handlungshilfe der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie zusammengestellten Prüffragen und Empfehlungen (Anlage 2 und Anlage 3). Diese kann hier heruntergeladen werden:
http://www.gda-psyche.de/SharedDocs/Publikationen/DE/broschuere-empfehlung-gefaehrdungsbeurteilung.pdf?__blob=publicationFile&v=11